Ziegel für das Insektenhotel nutzen: Ist das eine gute Idee?
Immer wieder sieht man, dass ein Insektenhotel mit Ziegel gestaltet und ausgefüllt wird. Manchmal mit Hochlochziegeln, die bereits Kammern aufweisen, manchmal mit selbst gemachten Bohrungen in normalen Mauerziegeln. Ich selbst verwende diese Art der Insektenhotel Füllung daheim nicht, weil ich nicht der Meinung bin, dass dies zielführend ist. Warum ich diese Meinung vertrete und welche Alternativen in für besser halte, erfahren Sie in diesem Beitrag.
Vor- und Nachteile von Ziegeln im Insektenhotel
Trotz meiner geradezu vorgefertigten Meinung, möchte ich dennoch so neutral wie möglich an die Sache herangehen. Daher habe ich hier einmal kurz die Vor- und die Nachteile von Ziegelsteinen in einem Insektenhotel aufgelistet:
- Ziegel speichern in der Regel Wärme, welche die Insekten gerne haben
- Ein Ziegelstein braucht eine Menge Platz und sie ersparen sich daher viel anderes Füllmaterial.
- Optisch sieht das Insektenhotel mit Ziegeln nicht schlecht aus.
- Die Hohlkammern können als Halterung für Bambus, Schilf oder andere Röhrchen herangezogen werden.
- Die Ziegel sind in der Regel zu hart – die Insekten können sich verletzen.
- In zu großen Hohlkammern nisten sich Bienen und Co. nicht ein, weil sie zu wenig Ressourcen haben, um die großen Kammern als Brutzellen auszukleiden.
- Nicht selten wird so ein Insektenhotel nicht besiedelt.
- Ein weiterer negativer Aspekt ist das Ziegelgewicht, dass doch um vieles höher ist, als das von anderen Füllmaterialien.
Insgesamt gesehen könnte man meinen, dass die Sache ausgeglichen ist. Doch auch das sehe ich etwas anders – die Nachteile wiegen meiner Ansicht nach deutlich schwerer als die Vorteile.
Verschiedene Möglichkeiten von Ziegel für das Insektenhotel
Aber Ziegel ist nicht gleich Ziegel und daher möchte ich hier kurz auf verschiedene Möglichkeiten eingehen. Mit dabei ist auch eine Ziegelvariante, die durchaus Sinn machen kann.
Der Hochlochziegel mit Kammern
Diese Art der Ausführung ist sehr häufig zu beobachten. Gemeint ist hier, dass ein Hochlochziegel einfach quer in das Insektenhotel gelegt wird, sodass dessen Kammern waagrecht zum Liegen kommen.
Das scheint zwar praktisch zu sein, weil Sie keine Löcher mehr bohren müssen, ist es aber nicht. Die Chance, dass diese Kammern besiedelt werden ist praktisch nicht vorhanden. Viel zu groß und zu unbequem sind diese in der Regel und außerdem viel zu porös und scharfkantig, sodass sich die Bienen verletzten.
Der einzig halbwegs sinnvolle Nutzen liegt bei den Kammern in der Halterung von besseren Alternativen, wie Bambusröhrchen* oder Schilf – in denen sich Bienen mit viel größerer Wahrscheinlichkeit ansiedeln werden.
Im Übrigen nutzt es meiner Ansicht nach auch nicht viel, den Hochlochziegel mit Lehm oder anderen Materialien zu verschmieren. Die Bienen graben sich dann eventuell durch und erkennen dahinter erst recht wieder die unbrauchbaren Ziegelkammern.
Der klassische Mauerziegel mit Bohrlöchern
Nicht ganz so häufig aber dennoch immer wieder sieht man Mauerziegel mit Löchern oder solche, in denen selbst Löcher gebohrt wurden. Auch hier wird aufgrund der Festigkeit und Struktur des Materials eine Besiedelung so gut wie immer ausbleiben.
Anstelle einen Mauerziegel anzubohren können Sie ja gleich ein Stück Hartholz mit ähnlichen Abmessungen anbohren. Dieses Material ist weicher und kann zurechtgeschliffen werden. Hier fühlen sich Insekten bedeutend Wohler und Holz ist auch nicht so schwer, wie Ziegel.
Lehmziegel
An und für sich ist Lehm ein gutes Material für Wildbienen. Sie haben besonders gerne einen etwas weicheren Lehm (Löss-Lehm), in dem Sie selbst Gänge graben können. Ich habe hier detaillierter Infos für Sie: Insektenhotel mit Lehm befüllen.
Das Problem bei Lehmziegeln ist, dass diese oft zu hart (gebrannt) sind, als dass sie von Insekten besiedelt werden können. Der Lehm sollte mit dem Fingernagel leicht abzuschaben sein, damit Bienen auch darin graben können.
Es ist daher anstelle eines vorgefertigten Lehmziegels oft viel besser, auf eine Eigenmischung zu oder eine Kombination aus Röhrchen und Lehm* zu setzen. Wie Sie das anstellen, habe ich unteranderem in dem oben verlinkten Artikel beschrieben.
Achten Sie außerdem darauf, dass Lehm nicht von Stroh, Schilf oder anderen Materialien durchzogen ist. Das behindert beim Graben von Gängen und wird daher nicht gut angenommen.
Die Alternativen zum Ziegel für ein Insektenhotel
Über viele geeignete Alternativen zu Ziegeln habe ich auf dieser Webseite schon geschrieben. Die drei meiner Ansicht nach besten sind:
- Bohrungen in Harthölzern: Hier werden sich Insekten Pudelwohlfühlen. In einem mit unterschiedlich großen Bohrlöchern (2 bis 9 mm) versetzten Hartholzstück, dass noch dazu eine hohe Tiefe aufweist, wird die Besiedelung (hoffentlich) florieren. Hier mehr dazu: Löcher bohren im Insektenhotel.
- Bambusröhrchen: Auch Röhrchen aus Bambus sind oft ein Garant für die Ansiedelung von Bienen und Wespen im eigenen Insektenhotel. Aber Achtung: Scharfe Kanten bei den Löchern sind zu vermeiden und es sollte die Rückwand immer abgeschlossen sein. Zudem sind Durchmesser von mehr als 9 mm zu vermeiden. Details finden Sie hier: Bambusröhrchen für das Insektenhotel.
- Schilf: Auch Schilf ist einer der natürlichsten Nistplätze von solitär lebenden Wildbienen zur Eiablage. Man unterscheidet markhaltige und nicht-markhaltige Schilfstängel. Alle Details habe ich hier für Sie: Schilf für das Insektenhotel.
Abgesehen davon, gibt es noch weitere Möglichkeiten, die oft aber auch nicht ideal sind, wie Zapfen oder Holzwolle. Meiner Ansicht nach, gibt es aber kaum etwas Sinnloseres als einen ungefüllten und blanken Mauer-Ziegel in ein Insektenhotel* zu geben.
Suchen Sie noch eine gute Unterkunft für Wildbienen mit Bohrungen in Hartholz und Pappröhrchen, sehen Sie sich doch diese hier an:
- Bessere Bestäubung und Artenvielfalt fördern: Die Nisthilfe verbessert die Bestäubung und trägt zum Schutz unterschiedlicher z.T. gefährdeter Wildbienenarten wie der Schöterich-Mauerbiene bei
Letzte Aktualisierung: 2024-12-07, Bilder von amazon.de